Ein kurzer geschichtlicher Überblick
(aus der Chronik von Hermann Brucker)Kappel, im nordöstlichen Hunsrück, liegt, wie man aus jeder Straßenkarte unschwer erkennen kann, unmittelbar an der Kreuzung zweier wichtiger Bundesstraßen, der von SW nach NO verlaufenden B 327 (Hunsrückhöhenstraße) und der von der Nahe zur Mosel ziehenden B 421. Nimmt man zum Vergleich eine Karte der nachgewiesenen römerzeitlichen Straßen hinzu, so fällt auf, dass vor rund zweitausend Jahren fast an der gleichen Stelle ein Verkehrsknotenpunkt entstanden war. Nordwestlich des Kronenberges trafen sich drei Römerstraßen, um von dort zur Mosel und zum Rhein weiterzuführen.
Es ist also leicht erklärbar, dass an dieser Stelle Anlass für das Entstehen von Siedlungen gegeben war. Ohne dass jemals hier systematisch geforscht oder gegraben worden wäre, hat der Zufall schon manchen Fund zutage gefördert. So z.B. eine Sandstein-Grabkiste mit zwei Glasurnen, mehrere Grabbeigaben aus Grabhügeln, einige Reste von Siedlungsplätzen, römische Münzen, eine Sandstein-Plastik u.a.m. bestätigen die Besiedlung in frühgeschichtlicher Zeit.
Nachdem die Römerzeit in den Wirren der Völkerwanderung ihr Ende gefunden hatte, wurde der Hunsrück im Laufe des Frühen Mittelalters nach und nach von den Franken besiedelt. Vielfach schloss man sich dabei an noch verbleibende Siedlungsreste an, wie es u.a. die Weiterbenutzung kelteromanischen Namensgutes nachweist.
Im Zuge der Christianisierung entstand um Kirchberg eine mehr als 50 Orte umfassende Großpfarrei, in der wohl schon recht früh, sicher schon vor der Jahrtausendwende, am Fuße des Kronenberges eine Kapelle und damit im Zusammenhang, eine Pfarrvikarie mit einem Geistlichen. Die Siedlungsplätze Kyr, Kyrweiler, Mörßberg, Rittelhausen, Langerode, Selze und Beinhausen hatten hier ihren kirchlichen Mittelpunkt, der zwar durch das ganze Mittelalter mit Kirchberg verbunden blieb, sonst aber weitgehend die Rechte einer selbständigen Pfarrei innehatte.
Bei der Kapelle entstand dann jener Siedlungsplatz, der schon bald den Namen "Capell" führte und sich wie das ganze Kirchberg-Denzer Gebiet als Fiskalgut in der Hand des Königs befand.
Heinrich IV. schenkte dann, als Anerkennung für treue Dienste durch den Bischof Johannes von Speyer, u.a. seine Liegenschaften zu Kappel im Jahr 1091 an das Hochstift in Speyer; die Urkunde in Verona ausgestellt, hat sich erhalten und liegt im Generallandesarchiv Karlsruhe.
Schon gut ein Jahrhundert später kommen Kappel und das ganze Gebiet um Kirchberg, soweit es nicht zum Propsteibezirk Ravengiersburg gehört, in die Hand der Grafen von Sponheim.
Siedlungsgeschichtlich hatte sich am Kronenberg inzwischen ein bedeutsamer Wandel vollzogen. Die Siedlungen Kyr, Kyrweiler, Mörßberg, Rittelhausen, Langerode, Selze und Beinhausen waren verschwunden. Sie sind zum größeren Teil mit ihren Gemarkungen in Kappel und zum kleineren Teil auch in die benachbarten Orte Kludenbach und Löffelscheid aufgegangen. Ein Grenzweistum von 1476 zeigt teilweise diesen Verschmelzungsprozess auf.
Kappel teilt bis zum Ende der Territorialzeit das Schicksal des gesamten Oberamtes Kirchberg. Es blieb auch von den Wirren der Kriege des 17. Jahrhunderts nicht verschont. So wurde es beispielsweise am 20. Januar 1690 von französischen Truppen aus der Festung Montroyal bei Trarbach in Schutt und Asche gelegt, weil es die befohlenen Getreidelieferungen nicht erbringen konnte, wie die Chronik des Klosters Beilstein berichtet. In Kappel wurde 1557 durch den Pfalz-Simmerner Herzog und ohne Widerspruch des kath. Markgrafen von Baden die Reformation eingeführt.